Märkische Allgemeine Zeitung 19.02.05

Gefährliche Pflaster in Kleinmachnow
Verkehrskonzept geht noch nicht auf

KLEINMACHNOW "Teile der Kleinmachnower Verwaltung und der Unteren Verkehrsbehöre halten den Verkehrsfluss für wichtiger, als die Sicherheit der Bewohner." Diese Vermutung äußert jetzt Kleinmachnows Gemeindevertreterin Angelika Scheib (WIR/UBK). Denn vor fast einem Jahr wurde ein Verkehrskonzept beschlossen - auf Antrag der CDU/FDP-Fraktion -, dessen Umsetzung bis heute unbefriedigend sei. Mit Hilfe eines Maßnahmeplans sollten dabei flächendeckend Tempo-30-Zonen in der Gemeinde eingeführt werden, in erster Linie um Schulwege zu sichern.

Im jüngsten Verkehrsausschuss, dem Scheib vorsitzt, wurde der Unmut besonders über die neuesten Entscheidungen des Landkreises deutlich. Diese hatten ein Vorspiel: Die Untere Verkehrsbehörde schloss die beantragten Straßen, die als Ausweich von Hauptstraßen genutzt werden, schon im vergangenen Oktober allesamt aus der Tempo-30-Zone aus, so die Karl-Marx-Straße, den Stahnsdorfer Damm, Heidefeld und Meiereifeld. Auch die gewollten Überquerungen zur Schulwegsicherheit wurden, sich auf Verkehrszählungen berufend, in ihrer Gänze abgelehnt. Zudem ist die Behörde der Ansicht, dass "bei einem Fußgängerüberweg den Kindern oder anderen Fußgängern eine Sicherheit suggeriert wird, die effektiv nicht vorhanden ist". Bauliche Vorrichtungen wie Straßeninseln dagegen würden abhelfen.

Der folgende Widerspruch durch die Gemeinde erreichte jetzt zwar zumindest, dass alle Fußgängerüberwege, Zebrastreifen beispielsweise an der Kreuzung Uhlenhorst/Ernst-Thälmann-Straße oder sogar eine Ampelanlage am Thomas-Müntzer-Damm auf Freibad-Höhe, nachträglich genehmigt wurden. Aber dem Widerspruch bezüglich der Tempo-30-Straßen folgte bis heute keine positive Nachricht. Weil laut Verkehrsbehörde das Kleinmachnower Konzept an sich widersprüchlich ist, wird im kommenden Mai in dem Ort nochmals eine "Verkehrsschau" durch die Straßenverkehrsbehörde, die Polizei und die Gemeinde selbst stattfinden. Erst mit deren Ergebnis würden abschnittsweise Geschwindigkeitszonen eingeführt.

Die Gemeinde soll deshalb - nach Antrag von UBK/WIR - ihre Absicht für sichere Verkehrswege im Vorfeld dieser Maßnahme bekräftigen. Mit ihrem einstigen Beschluss für das Konzept zur Verkehrsberuhigung habe sie die Notwendigkeit dazu bereits erkannt. Dennoch sind laut UBK/WIR weitere Schritte nötig, weil sich mit der bevorstehenden Öffnung der Schleusenbrücke der Durchgangsverkehr auf der Strecke Stahnsdorf-Berlin erhöhen wird. "Es muss erreicht werden, dass die Fahrt durch Kleinmachnow unattraktiv wird", heißt es im Antrag. Von Stahnsdorf kommend sollten Kraftfahrer dazu ermutigt werden, lieber auf die Autobahn zu fahren. Tempo 30 auf der gesamten Hohen Kiefer und der Karl-Marx-Straße wäre das richtige Signal, und zwar schon vor Öffnung der Brücke, damit sich keine Fahrgewohnheiten einstellen.

"Am Ende müssen sich Eltern wieder trauen können, ihre Kinder alleine zur Schule zu schicken", sagt Scheib und verweist auch auf das Verkehrssicherheitsprogramm des Landesministeriums, das gezielt auf die Sicherheit der schwächsten Mitglieder der Gesellschaft abzielt. M. Anke