KLEINMACHNOW
"Teile der Kleinmachnower Verwaltung und der Unteren Verkehrsbehöre halten
den Verkehrsfluss für wichtiger, als die Sicherheit der Bewohner." Diese
Vermutung äußert jetzt Kleinmachnows Gemeindevertreterin Angelika Scheib
(WIR/UBK). Denn vor fast einem Jahr wurde ein Verkehrskonzept beschlossen - auf
Antrag der CDU/FDP-Fraktion -, dessen Umsetzung bis heute unbefriedigend sei.
Mit Hilfe eines Maßnahmeplans sollten dabei flächendeckend Tempo-30-Zonen in
der Gemeinde eingeführt werden, in erster Linie um Schulwege zu sichern.
Im jüngsten Verkehrsausschuss, dem Scheib vorsitzt, wurde der Unmut besonders
über die neuesten Entscheidungen des Landkreises deutlich. Diese hatten ein
Vorspiel: Die Untere Verkehrsbehörde schloss die beantragten Straßen, die als Ausweich
von Hauptstraßen genutzt werden, schon im vergangenen Oktober allesamt aus der
Tempo-30-Zone aus, so die Karl-Marx-Straße, den Stahnsdorfer Damm, Heidefeld
und Meiereifeld. Auch die gewollten Überquerungen zur Schulwegsicherheit
wurden, sich auf Verkehrszählungen berufend, in ihrer Gänze abgelehnt. Zudem
ist die Behörde der Ansicht, dass "bei einem Fußgängerüberweg den Kindern
oder anderen Fußgängern eine Sicherheit suggeriert wird, die effektiv nicht
vorhanden ist". Bauliche Vorrichtungen wie Straßeninseln dagegen würden
abhelfen.
Der folgende Widerspruch durch die Gemeinde erreichte jetzt zwar zumindest,
dass alle Fußgängerüberwege, Zebrastreifen beispielsweise an der Kreuzung
Uhlenhorst/Ernst-Thälmann-Straße oder sogar eine Ampelanlage am Thomas-Müntzer-Damm
auf Freibad-Höhe, nachträglich genehmigt wurden. Aber dem Widerspruch bezüglich
der Tempo-30-Straßen folgte bis heute keine positive Nachricht. Weil laut
Verkehrsbehörde das Kleinmachnower Konzept an sich widersprüchlich ist, wird im
kommenden Mai in dem Ort nochmals eine "Verkehrsschau" durch die
Straßenverkehrsbehörde, die Polizei und die Gemeinde selbst stattfinden. Erst
mit deren Ergebnis würden abschnittsweise Geschwindigkeitszonen eingeführt.
Die Gemeinde soll deshalb - nach Antrag von UBK/WIR - ihre Absicht für sichere Verkehrswege
im Vorfeld dieser Maßnahme bekräftigen. Mit ihrem einstigen Beschluss für das
Konzept zur Verkehrsberuhigung habe sie die Notwendigkeit dazu bereits erkannt.
Dennoch sind laut UBK/WIR weitere Schritte nötig, weil sich mit der
bevorstehenden Öffnung der Schleusenbrücke der Durchgangsverkehr auf der
Strecke Stahnsdorf-Berlin erhöhen wird. "Es muss erreicht werden, dass die
Fahrt durch Kleinmachnow unattraktiv wird", heißt es im Antrag. Von
Stahnsdorf kommend sollten Kraftfahrer dazu ermutigt werden, lieber auf die
Autobahn zu fahren. Tempo 30 auf der gesamten Hohen Kiefer und der
Karl-Marx-Straße wäre das richtige Signal, und zwar schon vor Öffnung der
Brücke, damit sich keine Fahrgewohnheiten einstellen.
"Am Ende müssen sich Eltern wieder trauen können, ihre Kinder alleine zur
Schule zu schicken", sagt Scheib und verweist auch auf das
Verkehrssicherheitsprogramm des Landesministeriums, das gezielt auf die
Sicherheit der schwächsten Mitglieder der Gesellschaft abzielt. M. Anke