Märkische Allgemeine Zeitung 19.02.05
Wurzeln reichen weit zurückANDREAS
KAATZ
KLEINMACHNOW "Wir wollen gerade auch den jungen Menschen die Technik
zeigen, die einst ganze Industriezweige voll automatisiert hat", nennt
Ulrich Schnell eines der Anliegen der gestern eröffneten zeitweiligen
Ausstellung "100 Jahre Teltowkanal und Industriegebiet
Teltow-Stahnsdorf-Kleinmachnow". Schnell war in der Entwicklungsabteilung
der Geräte- und Reglerwerke Teltow (GRW) tätig und gehört zu den vielen Ehrenamtlichen,
die in den vergangenen Wochen unermüdlich die Ausstellung im ehemaligen
Gemeindeamt im Meiereifeld mit aufgebaut haben. Ab dem morgigen Sonntag kann
Jedermann die Exponate sehen - darunter zahlreiche Produkte vor allem aus den
einstigen drei Großbetrieben, zu denen auch Mikroelektronik Stahnsdorf und das Carl-von-Ossietzky
Teltow (COT) gehören.
Es war Ende 2002, als sich mehrere Enthusiasten zusammen taten im Angesicht des
Abrissbaggers, der unaufhörlich am einstigen GRW-Hauptgebäude in Teltow nagte.
Handelte es sich doch bei dem Bürohaus mit dem GRW-Emblem auf dem Dach um das
letzte sichtbare Überbleibsel einer zu Ende gegangenen Industrieepoche. Die
historische technische Entwicklung der Region drohte in Vergessenheit zu
geraten. Damit aber genau das nicht passiert, wurde ein Förderverein ins Leben
gerufen mit dem Ziel, ein Industriemuseum zu gründen. Die gestrige
Ausstellungseröffnung ist ein großer Schritt in diese Richtung.
Doch nicht Nostalgie steht im Mittelpunkt, machte Lothar Starke, Koordinator
des Förderkreises, gestern deutlich, sondern das Motto: "Die Vergangenheit
bewahren, die Gegenwart erleben und die Zukunft gestalten." Auch heute in
der Region tätige Firmen sind eingeladen, sich in Kleinmachnow zu präsentieren.
Nichtsdestotrotz kann man auf eine große Tradition zurück blicken: 2004 jährte
sich die Ansiedlung der Porzellanfabrik - und damit der Beginn der
Industrialisierung der Region - zum 100. Mal. Voraussetzung war der
Teltowkanal, der dann im nächsten Jahr 100 wird.
Großes Interesse an der Ausstellung zeigte gestern auch Landrat Lothar Koch,
hatte er doch früher auch einen "ordentlichen, anständigen Beruf",
wie er bekundete. Koch war als Ingenieur und wissenschaftlicher Mitarbeiter
tätig. Ihm imponierte, was mit viel ehrenamtlichem Engagement auf die Beine
gestellt wurde. Und er zeigte sich offen für den Wunsch des Förderkreises,
mittels Ein-Euro-Jobs die Ausstellung auch in der Woche öffnen zu können.
Dass die Ausstellung im Meiereifeld möglich ist, hat der Förderkreis
insbesondere Bürgermeister Wolfgang Blasig zu verdanken. Denn der besitzt auch
persönlich eine enge Beziehung zur Industrie der Region. Der Großvater war im
Vorgängerbetrieb Askania und dann im COT tätig, und er selbst machte seine
ersten beruflichen Schritte ebenfalls dort. So ist die Erkenntnis kein Wunder:
"Ein dynamischer Wirtschaftsraum ist ohne historische Wurzeln
nichts." Er wünscht sich, dass die Ausstellung wächst und die Suche nach
einem Museumsstandort starten kann. "Am Freibad haben wir noch genügend
freie Flächen", so Blasigs Vision, die von seinen beiden Amtskollegen
Thomas Schmidt aus Teltow und Gerhard Enser aus Stahnsdorf schmunzelnd zur
Kenntnis genommen wurde.
Die Ausstellung im Meiereifeld 33 ist erstmals am 20. Februar und vorerst jeden
Sonntag von 14 bis 18 Uhr geöffnet.
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