Märkische Allgemeine Zeitung 15.02.05

Anonymer Brief belastet Feuerwehr
Kleinmachnower Querelen nun öffentlich

RENÉ GAFFRON

JÜRGEN STICH

KLEINMACHNOW Ein seit Monaten schwelender Streit in der Ortsfeuerwehr Kleinmachnow hat jetzt den Kreisfeuerwehrverband Potsdam-Mittelmark erreicht. Dessen Delegiertenkonferenz hat am Wochenende entschieden, dass Rolf Markwardt weiter im Vorstand mitarbeiten darf. Dort wird seine aktive und untadelige Arbeit geschätzt, wie der Vorsitzende Reinhard Hamperl berichtete.

Juristische Schritte

Indes ist Markwardt aus der Wehr seines Heimatortes ausgeschlossen worden. Gegen den Rauswurf geht er derzeit juristisch vor. Die Entscheidung liegt beim Verwaltungsgericht Potsdam. Davor will die Mehrheit der Feuerwehrleute zwischen Havel und Fläming nicht an einen rechtmäßigen Ausschluss glauben.

Markwardt wird von der Freiwilligen Feuerwehr Kleinmachnow unkameradschaftliches Verhalten vorgeworfen. Angeblich soll er der Verfasser eines anonymen Briefes an Bürgermeister Wolfgang Blasig (SPD) sein, in dem erhebliche Vorwürfe gegen Gemeindebrandmeister Harry Jordan gerichtet werden.

Er sei nicht der Verfasser jenes Briefes, so Markwardt auf der Versammlung, jedoch plädiere er für einen offenen Umgang mit den darin geschilderten Problemen. So gehe es unter anderem darum, dass Jordan bei der medizinischen Untersuchung nicht darauf hingewiesen habe, bereits einen Herzinfarkt gehabt zu haben. Darüber hinaus soll er bei einem Löscheinsatz einen Bierkühler am Brandort gestohlen und in der Truppe dann Stillschweigen angeordnet haben.

Während Markwardt den anwesenden Landesbranddirektor Henry Merz und Landrat Lothar Koch (SPD) aufforderte, sich im Rahmen ihrer Dienstaufsicht um die Problematik zu kümmern, wollte sich die Kleinmachnower Ortswehrführung bei der Tagung in der Treuenbrietzener Stadthalle nicht zu den Vorwürfen äußern und verwies auf den Mehrheitsbeschluss der Ortsfeuerwehr.

Gegenüber der MAZ bezeichnete Gemeindebrandmeister Harry Jordan die Vorwürfe des anonymen Briefeschreibers gestern als "Frechheit". Es habe dazu einige Versammlungen der Ortswehr gegeben, an denen auch der Bürgermeister beteiligt war. Das Schreiben stamme eindeutig aus dem Kameradenkreis, weil es internes Wissen verrate. Nach weiteren Hinweisen habe man Rolf Marquardt dann ausgeschlossen.

In einem Punkt bestätigte Jordan allerdings den Briefinhalt. Er habe im Jahr 2001 tatsächlich einen "leichten Herzinfarkt" gehabt. "Ein Spezialist, der mich dann untersuchte, hat mir aber bestätigt, dass die Tätigkeit bei der Feuerwehr weiterhin unbedenklich möglich ist." Den Feuerwehrarzt habe er jedoch nicht informiert, so Jordan.

Sturm im Wasserglas?

Zum Inhalt des an ihn gerichteten anonymen Briefes wollte sich Bürgermeister Blasig gestern nicht äußern. Er als Verwaltungschef und die Freiwillige Feuerwehr Kleinmachnow hätten sich mit den Vorwürfen aber bereits ausführlich auseinandergesetzt. Dass diese auf dem Verbandstag öffentlich wurden, sei ärgerlich. Zumal der Inhalt nun ausgerechnet von demjenigen ausgeplaudert wird, der von sich behaupte, gar nicht der Briefschreiber zu sein. Blasig: "Die ganze Geschichte ist ein Sturm im Wasserglas."