Märkische
Allgemeine Zeitung 03.02.05
Keine Nostalgie-Show
Ausstellung zur Industriegeschichte der Region Teltow ab 18. Februar
ANDREAS KAATZ
REGION TELTOW GRW, CvO und GWS. Abkürzungen, die noch heute Vielen vertraut
sein dürften. Verbergen sich doch dahinter die drei Großbetriebe aus
DDR-Zeiten, in denen in Teltow und Stahnsdorf mehr als zehntausend Menschen
gearbeitet haben. Eine lange Zeit, und doch handelt es sich letztlich nur um
einen Abschnitt in der jetzt mehr als 100-jährigen Geschichte des
Wirtschaftsstandortes, die 1904 mit der Gründung der Porzellanfabrik ihren
Anfang nahm.
Über diesen Beginn und die weitere Entwicklung legt in Kürze eine zeitweilige
Ausstellung im einstigen Gemeindeamt Kleinmachnow im Meiereifeld Zeugnis ab.
Unter dem Titel "100 Jahre Teltowkanal und Industriegebiet
Teltow-Stahnsdorf-Kleinmachnow" wird sie am 18. Februar durch die drei
Bürgermeister und den Förderkreis "Industriemuseum der Region
Teltow-Kleinmachnow-Stahnsdorf" offiziell eröffnet.
Lothar Starke, Koordinator des Förderkreises, bezeichnet die Ausstellung als
Meilenstein auf dem Weg zu einem Industriemuseum. Ursprünglich war sie schon
fürs vergangene Jubiläumsjahr geplant, ließ sich aber damals aus mehreren
Gründen noch nicht realisieren. Und dass die Schau nun ausgerechnet in Kleinmachnow
stattfindet, statt an den Hauptorten des Geschehens, hat eher praktische
Gründe: Es mangelte an Räumlichkeiten. Bürgermeister Wolfgang Blasig indes war
begeistert von der Idee und bot dem Förderkreis im Dezember die Räume an. Es
wurde ein Vertrag mit der Gemeinnützigen Beschäftigungsgesellschaft als Träger
geschlossen - bis 31. Juli, mit Option auf Verlängerung. Anschließend ging man
daran, die Räume zu malern und teilweise den Fußbodenbelag zu erneuern
Zu dem
Zeitpunkt liefen die Vorbereitungen für eine solche Ausstellung schon auf
Hochtouren. Besonders hilfreich war, dass zum 1. August eine AB-Maßnahme
genehmigt worden war. Bis 31. Januar haben mehrere Diplomingenieure die
Voraussetzungen geschaffen, u.a. Schautafeln angefertigt. Und ganz wichtig
auch, so Klaus Bieleke vom Förderkreis: "Die unheimliche Bereitschaft der
vielen ehrenamtlichen Helfer." Die ehemaligen Mitarbeiter aus den
Großbetrieben besorgten unter anderem die Exponate.
Und die sind nun - unterteilt nach Betrieben - in den
vielen Räumen zu sehen bzw. zu erleben. Doch eines soll die Ausstellung nicht
sein: "Wir wollen keine Nostalgie-Show schaffen", stellt Lothar
Starke klar. Von vornherein - als der Förderkreis sich Ende 2002 zusammengefunden
hatte - war ein lebendiges Museum geplant. Und diesen Anspruch hat auch die
Ausstellung. So will man u.a. Schulklassen durch die Räume führen, wo Produkte
nicht nur gezeigt, sondern auch deren Funktionsweisen erläutert werden -
angefangen von Filtern über Anlagentechnik bis hin zu Konsumgütern wie
Plattenspieler oder Rasenmäher. Zu den ausgefallenen Exponaten gehört u.a. eine
geomagnetische Feldwaage aus dem GRW, mit der nach Erdöl gesucht wurde. Lothar
Starke würde sich zudem wünschen, dass sich auch heutige Unternehmen in den
Räumen präsentieren.
Zu sehen sein wird außerdem ein Modell des Teltowkanals,
dessen Fertigstellung sich 2006 zum 100. Mal jährt. Der Kleinmachnower
Heimatverein erarbeitet dazu eine Ausstellung. Schließlich ist der Kanal eng mit
der Industrialisierung der Region verbunden, ermöglichte sie überhaupt erst.
Geöffnet ist erstmals am 20. Februar von 14 bis 18 Uhr
und dann jeden Sonntag, zudem mittwochs von 10 bis 14 Uhr nach Vereinbarung.