Märkische Allgemeine Zeitung 22.01.05

Kein Start als Ganztagsschule

Kleinmachnower enttäuscht: "Ein Stück bürokratischen Wahnsinns"

Matthias Anke

KLEINMACHNOW Die Grundschule auf dem Kleinmachnower Seeberg wird nicht als Ganztagsschule starten, wie Bürgermeister Wolfgang Blasig am Donnerstag den Gemeindevertretern bekannt gab. Das Bildungsministerium teilte seiner Verwaltung zwar mit, dass der Bedarf erkannt wurde und unterbreitete das Angebot zur Hortbetreuung. Es verweist sodann jedoch auf die Möglichkeit, bis zum 15. Dezember 2005 die Ganztagsschule zu beantragen - was laut Ministerium "zügig" bearbeitet werde. Somit ist die neue Schulform frühestens erst ab dem 2. Februar 2006 umsetzbar.

"Wir sind überrascht und unzufrieden", kommentierte Guido Beermann (CDU) diese Mitteilung. Denn die Ganztagsschule sofort einzurichten, wäre der Wunsch vieler Kleinmachnower gewesen. "Hier bleibt das Ministerium auf halber Strecke stecken." Dass es nicht sofort zu einem Ganztagsangebot kommt, weil es keine Verwaltungsvorschriften für von Grund auf neue Schulen gibt, sondern nur für bereits bestehende, bezeichnete der CDU-Fraktionsvorsitzende Ludwig Burkhardt als "ein Stück bürokratischen Wahnsinns". Der einstige Schuldezernent kritisierte zudem, dass Zahlen fehlen, die weder Kleinmachnows derzeitige Situation noch die zukünftige einschätzbar machen.

SPD-Fraktionschef Bernd Bültermann baut dagegen auf den zu erwartenden Elternwillen, nach welchem der Antrag zur Ganztagsschule bestimmt kommen werde. Bis dahin plädiere er für deckungsgleiche Schulbezirke: Alle Eltern könnten sodann frei entscheiden, auf welche der drei Grundschulen sie ihr Kind schicken möchten. Bürgermeister Blasig warb allerdings für die neue Schulbezirkssatzung, die weiterhin eine Einteilung vorsieht. Der Schulbetrieb der neuen Schule auf dem Seeberg startet mit kommendem Schuljahr schließlich planmäßig. Und um einen geordneten Schuljahresbeginn zu erreichen, werde die Satzung gebraucht. Notwendig ist diese, nachdem die Errichtung der Grundschule im Oktober vom Ministerium genehmigt worden war. Doch einige Gemeindevertreter stellten die Satzung gerade wegen der Einteilung in Schulbezirke in Frage.

"Auch Eltern, die in anderen Bezirken wohnen, sollen ihr Kind auf die zukünftige Ganztagsschule schicken dürfen", forderte Angelika Scheib (WIR), die Satzung zu ergänzen. Denn jene im Süden Kleinmachnows wären sonst für die Wahl dieser Schule privilegiert. Dass die Satzung damit aber hinfällig würde, erkannte Harry Hartig (PDS) richtig. Dessen Parteigenosse Wolfgang Kreemke merkte an, dass die Ganztagsschule die Satzung ohnehin aufheben wird. Doch sein Änderungsantrag für einen schon jetzt einheitlichen Schulbezirk wurde abgelehnt. Beschlossen wurde die Satzung deshalb nur mit dem Protokollhinweis: "Die Verwaltung erhält einen Spielraum." Dabei wären Einzelfälle auch ohne diese Festlegung regelbar gewesen. Doch die Mehrheit der Gemeindevertreter befürchtet in einem von vornherein offenen Schulbezirk einen Ansturm auf die kommende Ganztagsschule. "Wir wissen nicht, was passieren wird. Per Abschätzung kann keine Schulpolitik gemacht werden", unterstrich Michael Scharp (SPD) noch einmal die Bedenken.

Dass Kleinmachnow ein Sonderfall ist, weil eine neue Grundschule entsteht, wo an anderen Orten des Landes die Schulen reihenweise schließen, erklärt die Statistik: Per 31. Dezember 2004 waren genau 17 855 Einwohner mit ihrem Hauptwohnsitz in der Gemeinde gemeldet. In 2004 wurden 158 Kinder geboren - bei einer Zahl von 120 Sterbefällen deutlich über brandenburger Niveau.