Märkische
Allgemeine Zeitung 14.01.05
Das Design der Straßenlaternen
Heimatverein spürt auch in diesem Jahr interessanten Geschichten nach
ARMIN KLEIN
KLEINMACHNOW Er wohnt nun schon seit 30 Jahren in Zehlendorf, arbeitet in Spandau
und ist originellerweise seit Mai 2002 Vorsitzender des Heimatvereins einer
brandenburgischen Großgemeinde: Rudolf Mach. Hauptgrund für sein
Vereinsengagement in Kleinmachnow ist wohl letztendlich seine Liebe zum
ruhigen und naturbelassenen Grenzgebiet Dreilinden mit seinen interessanten,
zum Teil zerfallenen Brücken-, Eisenbahn- und Straßenbauten. Seine ersten
Spaziergänge dorthin nach der Wende veranlassten den damals 50-Jährigen, in
verschiedenen Publikationen über Kleinmachnow zu blättern. Schließlich stieß
er 1996 auf den drei Jahre zuvor gegründeten Heimatverein. Dort fand er mit
Günter Käbelmann, Axel Müller, Curt Richter, Ingo Saupe und anderen
Gleichgesinnte.
"Uns allen geht es darum, schützenswertes, naturgegebenes und
historisches Gut der Gemeinde zu bewahren und zu pflegen und damit das
Ansehen des Ortes zu erhöhen", umriss der Vorsitzende die Hauptanliegen
des Heimatvereins mit seinen derzeit mehr als 60 Mitgliedern.
Eine wichtige Vereinsaufgabe ist beispielsweise das Sammeln und Archivieren
von Materialien und Informationen. So fand der Vorsitzende selbst Dokumente
der ehemaligen Gesellschaft für Deutsch-sowjetische Freundschaft und auf dem
Bosch-Gelände des Dritten Reiches Akten aus dem Jahre 1942, was ihn in die
Lage versetzte, am Buch von Angela Martin "Ich sah den Namen Bosch:
polnische Frauen als KZ-Häftlinge in der Dreilinden-Maschinenbau-GmbH"
mitzuwirken.
Im vorigen Jahr befasste man sich auf
den monatlichen Mitgliedertreffen mit den einst 27 Brücken Kleinmachnows, mit
der 60-jährigen Geschichte der heutigen Elektroanlagen GmbH, mit der Biografie
des im Jahre 1936 tödlich verunglückten, im Ort begrabenen Luftwaffengenerals
Walther Wever und mit Charakteristischem der DDR-Architektur.
Der Heimatverein veranstaltete Wanderungen, Ausflüge und Ortsführungen.
Der Besuch des Michendorfer Museums und seiner Ausstellung "100 Jahre
Elektrizität" wurde dabei genau so interessant gefunden wie Alfred Jeskes
Führung über den Waldfriedhof mit den Gräbern von 190 gefallenen deutschen
Soldaten, von Maxi Wander, Walther Wevers und andern Kleinmachnower
Persönlichkeiten. Neu erfuhren Vereinsmitglieder bei einer Führung, dass es im
Ort vier Eichen gibt, die politisch motiviert gepflanzt wurden: eine
Friedenseiche (1872), eine Napoleoneiche (anlässlich des 100. Jahrestages der
Freiheitskriege 1913), eine Hindenburgeiche (1917) und - wie wohl nicht anders
zu erwarten - auch eine Hitlereiche gegenüber der Bäkemühle.
Stets ist Kleinmachnows Heimatverein auch auf
Öffentlichkeitswirksamkeit bedacht, und das nicht nur durch Stände bei
verschiedenen Festlichkeiten und Märkten. Vielmehr sind Vereinsmitglieder
beratend bei der Errichtung von Denkmalen und Gedenkstätten tätig, wie derzeit
beim geplanten "Ort der Erinnerung" an die Bosch-Zwangsarbeiterinnen
und ihre Lebensumstände. Vorgestellt hat sich der Heimatverein mit Vorträgen im
Wohnstift Augustinum. Vereinsmitglied Dietmar Jansen hat für Tafeln mit
Beschreibungen des alten Dorfkerns am Medusentor gesorgt und zusammen mit dem
8o-jährigen Helfried Winzer einen Flyer dazu erarbeitet.
Schulklassen sind immer wieder beeindruckt von einer vom
ehemaligen Vereinsvorsitzenden Werner Sperling und Schatzmeister Curt Richter betreuten
Dauerausstellung über den Teltowkanal im ehemaligen Gasthof "Erbschenken."
Im Fotofachgeschäft Blumrich richtete der Heimatverein eine Exposition mit 70
Bildern und Plänen aus der Geschichte Kleinmachnows ein.
Vereinspläne gibt es aber auch schon für dieses Jahr. Da
soll es um Design und Geschichte der Straßenbeleuchtung gehen, um bekannte
Ortschronisten, Bürgermeister und Schauspieler sowie um archäologisch
nachgewiesene Aspekte der örtlichen Siedlungsgeschichte. Ingo Saupe leitete
bereits die traditionelle Neujahrswanderung und Helfried Winzer will sein
Modell des alten Dorfkerns fertig stellen. Geplant sind eine Ausstellung über
"Dreilinden und das Grenzregime", ein Flyer zu den Bosch-Werken und
die Veröffentlichung der 1973er Ortschronik von Dieter Mehlhardt. Natürlich
wird der Heimatverein dabei sein, wenn am 8. Mai der "Ort der
Erinnerung" am Stahnsdorfer Damm eingeweiht wird.
Interessenten an einer Vereinsmitgliedschaft können sich
beim Vereinsvorsitzenden melden, 030/8 02 87 83.