Märkische Allgemeine Zeitung 12.01.05

Musical mit Eigenherdschülern
Premiere im Juni / Kleinmachnower Einrichtung hat gleich zwei Jubiläen

MATTHIAS ANKE

KLEINMACHNOW Die Eigenherdschule macht zu Jahresbeginn stets von sich reden, wenn sie zum Neujahrsempfang ins NH-Hotel einlädt: Den Förderern wird gedankt, mit Zahlen deren Engagement beschrieben. Welche Schule hat schon 650 Teilnehmer in drei Dutzend Arbeitsgemeinschaften, wenn überhaupt nur 570 Schüler die Eigenherd besuchen? "Wiederholungstäter" nennt Schulleiter Bernd Bültermann jene seiner von mehreren AG's begeisterten Schützlinge.

Doch dieses Mal hätte zum Jahresbeginn ein einziges Datum auch ohne all die anderen Zahlen für genug Aufsehen gesorgt - der 1. Februar 1930. Dietmar Jansen vom Kleinmachnower Heimatverein fand heraus, dass es die Eigenherdschule seitdem gibt. Bisher nahm man 1936 als Gründungsjahr an. 1996 wurde somit fälschlicher Weise das 60-jährige Bestehen gefeiert. In 2006 sollte es das 70. werden. Dietmar Jansen: "Nein. Das geht nicht. Die Schule wird jetzt am 1. Februar bereits ganze 75 Jahre alt!" Er habe es schon immer gewusst. Jetzt kann er es sogar anhand von Quellen belegen. In einem Protokoll der "Schulchronik von Stahnsdorf und Kleinmachnow" heißt es für das Schuljahr 1929/30: "Sonnabend, den 1. Febr. Einweihung der neuen Schule in Eigenherd." Janßen selbst sei dann schließlich schon 1935 dort eingeschult worden. Allerdings in einer Baracke, die es heute nicht mehr gibt - und an die sich bisher kaum jemand noch erinnerte, obwohl es das erste Schulgebäude war. Der heute noch sichtbare älteste Bauteil aber stammt tatsächlich aus dem Jahr 1936.

"Wir werden nächstes Jahr trotzdem unser Siebzigstes feiern. An das zweite Jubiläum werden wir am 1. Februar natürlich erinnern", sagt jetzt der Schulleiter. Sogar eine Ausstellung werde es geben. Doch dafür ist eigentlich kaum Zeit. Denn die Eigenherdschüler sind schwer beschäftigt, nicht aber etwa mit dem Unterricht: Sie pauken für ein Musical, das sie am 1. Juni, dem Kindertag, voraussichtlich im Augustinum oder gar in den Kammerspielen erstmals aufführen wollen. Bis zu sechs weitere Auftritte könnten folgen.

Beim Neujahrsempfang gab's eine Kostprobe von "Pieps und Platsch". Erzählt wird von einem Spatz, der sich auf die Suche nach seinen Eltern begibt und dabei allerhand Abenteuer erlebt, auf fremde Kulturen trifft. Rund 150 Schüler wurden dafür ausgesucht, aber nur 44 benötigt. "Es flossen Tränen wie bei einer großen Produktion", sagt Peter Eichstädt. Bekannt als Gründer der Potsdamer Rockband "The Clogs" hat er das selbst komponierte Musical nach Kleinmachnow gebracht. Den Kontakt stellte der Schulleiter her - er ist selbst Rockmusiker. Die Texte von Bernd Witscherkowsky wurden jedoch modifiziert. Umgeschrieben haben das Musical René Seifert und Sandra Schröder vom Weinberggymnasium. Sie sind ehemalige Eigendherd-Grundschüler.
"Dieses Musical kann in jeder Grundschule umgesetzt werden", sagt Produzent Eichstädt. Eine Aufführung wie Tabaluga indes würde Zehntausende Euro Lizenzkosten verursachen. Doch auch in Kleinmachnow geht es nicht ohne Kosten. Bis zu 12 000 Euro sind fürs Musical geplant. Ohne die Förderer würde es wiederum nicht funktionieren. Als zusätzliche Sponsoren ließen sich u.a. die Mittelbrandenburgische Sparkasse und Rechtsanwalt Florian Lewens (3000 Euro) von den Figuren wie Frosch Luftbacke, Storch Platsch oder Rabe Krax begeistern. Nicht zuletzt aber ist es die Zweitklässlerin Vicki, die in der Hautrolle des Pieps offenbar allemal peppiger und sinnvoller singt als andere Gleichaltrige á la Schni-Schna-Schnappi.