Märkische Allgemeine Zeitung 22.12.04
Noch
viel zu undurchsichtig
Kritik aus Kleinmachnow an Oberschule / Schüler arbeiteten an Projekten
MATTHIAS ANKE
KLEINMACHNOW "Wenn ich an die Oberschule als neue Schulform in diesem Land
denke, krempelt sich mein Magen um." Die Leiterin der Kleinmachnower
Maxim-Gorki-Gesamtschule weiß, wovon sie spricht. Christine Feuerstake kennt
als Bundesvorstand der Gemeinnützigen Gesellschaft der Gesamtschulen (GGG)
schließlich sämtliche Feinheiten des neuen Modells - und auch seine Probleme.
Ihr Haus wird jedoch wie noch 44 weitere Schulen im Land nicht zur Oberschule,
weil die Schülerzahlen den Erhalt als Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe
erlauben, und deshalb will sie aufatmen.
"Das neue System ist für Eltern und sogar für Lehrer noch viel zu
undurchsichtig, für die Schüler ohnehin", kritisiert Feuerstake. Die
mannigfaltigen Möglichkeiten, die Schulform und innerhalb dieser die
angestrebten Bildungsabschlüsse zu wechseln, bringe Unruhe in die Klassen. Das
meiste darüber sei dabei nur aus der Zeitung zu erfahren. Eine Anleitung für
die Lehrer gab es durch den Schulrat in den jeweiligen brandenburgischen
Schulämtern. Vom Ministerium stammen ein Elternflyer und die Internetinfos.
Mehr nicht. Dass fast 90 Prozent der jüngst im Bildungsausschuss des Landtages
angehörten Verbände den Reformentwurf ablehnten, hatte nichts bewirkt. Wie ein
"Exot" erscheine nun ihre "Maxim-Gorki" in der Region, sagt
Feuerstake, denn die Teltower Gesamtschule und die Realschule sowie Stahnsdorfs
Gesamtschule werden allesamt das neue Modell übernehmen müssen, wenn es per
Gesetz mit Schuljahresbeginn im nächsten August in Kraft tritt.
Die Forderung vieler
Bildungspolitiker, länger und intensiver gemeinsam zu lernen, haben die
Kleinmachnower Gesamtschüler unterdessen auf ihre eigene Weise umgesetzt: In
der Projektwoche bildeten sie gemischte Gruppen aus sämtlichen Klassenstufen.
Gestern präsentierten die 32 Teams ihre im wörtlichen Sinne oft bunten
Ergebnisse. Das Thema "Kulturen der Kontinente" ließ das bereits
erahnen. Afrikanische Masken, ägyptische Pyramiden oder gar Atztekentempel sind
entstanden. Nebenher duftete es im ganzen Haus nach asiatischer Küche. Denn Kwan-Tawee
Krause half der Kochgruppe mit Originalrezepten für thailändische Gerichte.
"Satey", ein Schweinefleischspieß mit Erdnusssoße und Kokos, gab es
in der Schulspeisung schließlich noch nie.
Wärend im Klassenzimmer einer Gruppe sogar Waldbrände und Wirbelstürme wüteten
- als Naturkatastrophen nur aus dem Videorekorder selbstverständlich - war bis
draußen auf die Straße zu hören, was einige andere Schüler unter dem Thema
"Kulturen der Kontinente" auch noch verstanden: Rockmusik
beispielsweise. "Der Rock lebt!" steht jedenfalls für Susann Wünsch
und Ralph Krämer fest. Die 12-Klässler leiteten das Musikprojekt, bei dem der
Zeitstrahl durch die Rockgeschichte vorwiegend Amerikas beschritten wurde und
bei dem am Ende sogar ein selbst geschriebenes Lied entstand. Christiane Kirsch
als Betreuerin der Gruppe - eigentlich ist sie Mathelehrerin - zensierte das
Stück nur leicht, und machte es damit tauglich für die Öffentlichkeit.
Selbst die Turnhalle bot sich während der Projekttage für kulturelle
Darbietungen an in Form asiatischer Kampfsportarten. Schulleiterin Feuerstake
hatte dort unterdessen ein eigenes Kulturprojekt auf die Beine gestellt und
forderte: "Schuhe aus beim Eintreten!" Die Vorräume der Turnhalle
sind schließlich frisch gefliest. Neue Sanitäranlagen, Prallwände und
Basketballkörbe gibt es jetzt ausserdem. Der zweite Sanierungsschritt ist damit
getan. Im vergangenen Jahr wurden bereits die Fenster und die dazugehörige Aussenisolierung
erneuert. Bis zum Jahresende 2005 sollen nun auch der Hallenboden neu verlegt
sein und die restlichen Prallwände die Turnhalle schützen.
Die Ergebnisse der Projekttage können noch einmal am 2. März 2005 anlässlich
des Tages der offenen Tür in der Kleinmachnower Maxim-Gorki-Gesamtschule bewundert
werden