Märkische Allgemeine Zeitung 04.12.04

Mit dem Baurecht fließt Geld
Klaus-Jürgen Warnick ist für den Hornbach-Markt in Kleinmachnow

 

Die geplante Ansiedlung eines Hornbach-Baumarktes spaltet die Grünen und ist in der SPD umstritten. Hat die PDS eine klare Haltung dazu?

Warnick: In der Fraktion sind wir uns einig und wir wissen auch um die Bedeutung dieses Projekts. Auch im PDS-Ortsverband ist eine Mehrheit für die Ansiedlung des Marktes. Übrigens teilweise aus ganz persönlichen Gründen, denn viele Kleinmachnower Bürger wünschen sich, dass ein Baumarkt hierher kommt, der Qualität bietet und den man zum Beispiel leicht mit dem Fahrrad erreichen kann.

Warum gibt es dann so viele Gegner des Projekts?

Warnick: Bei den Gegnern ist es eine "Bauchentscheidung". Ich kann das sehr gut nachvollziehen, weil ich am Anfang auch gegen Hornbach war und mich erst später für das Projekt ausgesprochen habe.

Am 16. Dezember soll in der Gemeindevertretung eine Entscheidung fallen. Über was genau wird dann abgestimmt?

Warnick: Nicht darüber, ob der Markt kommt oder nicht. Sondern nur darüber, ob wir als Gemeinde beim Land beantragen, dass überhaupt ein Bebauungsplan zulässig wird, der die Ansiedlung zur Folge haben könnte. Die Landesplanung muss für unseren Fall an dieser Stelle geändert werden und diese "Ausnahme" muss erst genehmigt werden.

Das ist notwendig, weil Hornbach auf einer größeren Fläche als geplant bauen will. Was steckt dahinter?

Warnick: Hornbach baut die Märkte nach einem neuen Konzept. Man wird mit dem Auto durchfahren und an einer Rampe zum Beispiel Baumaterialien einladen können. Dazu ist mehr Fläche notwendig.

Ein Verzicht auf Hornbach soll für Kleinmachnow gravierende finanzielle Folgen haben. Lässt sich das in Zahlen ausdrücken?

Warnick: Der Verlust, der uns zunächst entstehen würde, betrifft den Haushalt der gemeindeeigenen Planungs- und Entwicklungsgesellschaft. Er beträgt über zehn Millionen Euro. Das heißt nicht automatisch, dass Kleinmachnow dieses Geld verliert, weil wir theoretisch andere Investoren für diese Fläche finden könnten.

Ist das realistisch?

Warnick: Eben das glaube ich nicht. Denn wenn die Investoren Schlange stehen würden, um auf die Fläche zu kommen, wäre das ganze Gewerbegebiet bereits vermarktet.

Hornbach-Gegner würden in Kleinmachnow lieber kleinteiliges und hochwertiges Gewerbe sehen.

Warnick: Das ist eine sehr gute Idee - aber unrealistisch. Diejenigen, die das immer wieder anführen, haben bisher keinen einzigen Investor hierhergebracht. Nur davon zu reden, reicht leider nicht aus.

Die Baumarktkunden werden mit dem Auto anreisen. Soll Kleinmachnow im Durchgangsverkehr ersticken?

Warnick: 80 bis 90 Prozent der Kunden werden über die Autobahn anreisen und das Gemeindegebiet allenfalls tangieren. Das gleiche gilt für den Lieferverkehr. Andere Ströme werden sich lediglich verlagern: Viele, die jetzt nach Teltow oder Stahnsdorf in die Baumärkte fahren - übrigens durch Kleinmachnow -, fahren dann zu Hornbach am Stahnsdorfer Damm. Gravierende Änderungen sehe ich nicht. Für die westlichen Wohngebiete Kleinmachnows entsteht durch den Baukörper sogar eine zweite Schallschutzwand gegen den Lärm der Autobahn. Außerdem, das sage ich besonders an die Adresse der Grünen, wird sich durch den Bau der Anteil der Grünfläche in diesem Areal nicht verändern.

Zurück zu den Finanzen. Das Geld aus der Hornbach-Ansiedlung ist noch nicht geflossen, aber bereits ausgegeben....

Warnick: Es ist geplant, für den Rathausneubau eine Million Euro aus diesem Topf zu nehmen. Wenn die Ansiedlung scheitert, wird dieses Geld aber nicht fließen.

Sieht so eine seriöse Finanzplanung aus?

Warnick: Allerdings. Denn Hornbach kann nicht einfach aus dem Vertrag aussteigen und will es auch gar nicht. Wenn wir Baurecht geschaffen haben, wird das Geld fließen. Ich sehe darin keine Unsicherheit und habe sie auch nicht gesehen, als wir uns für Hornbach entschieden haben. Niemandem war bekannt, dass es hier Probleme mit der Ansiedlung eines Baumarktes geben könnte. Sie stehen doch überall - wir müssen nur nach Teltow schauen. Auf die Idee, dass eine neue Gemeindevertretung das Projekt in Frage stellen könnte, ist niemand gekommen.

Was passiert konkret, wenn Hornbach nicht kommt?

Warnick: Dann wird kein Geld aus der Entwicklungsgesellschaft in den Haushalt der Gemeinde fließen, schlimmer noch, wir müssten Kredite bedienen. Langfristig bedeutet dies - wenn wir keine Alternative finden -, dass Kleinmachnow mit riesigen finanziellen Problemen zu kämpfen hat.

Spüren das die Einwohner?

Warnick: Ja, denn viele Luxusprojekte, die wir uns jetzt leisten, wie zum Beispiel große Kitas oder Turnhallen mit Sonderwünschen, werden wir uns dann eben nicht mehr leisten können. Es wird uns ergehen wie anderen Kommunen, die freiwillige Aufgaben nicht mehr leisten können, wie zum Beispiel ein Schwimmbad unterhalten oder Geld für die Kultur ausgeben.

Wird es in der Gemeindevertretung am 16. Dezember eine Mehrheit für Hornbach geben?

Warnick: Der Finanzausschuss hat den Antrag einstimmig empfohlen und ich bin ganz sicher, dass wir auch in der Gemeindevertretung eine Mehrheit bekommen. Ich bin zuversichtlich, dass auch die Gemeinsame Landesplanung der Zielabweichung zustimmt. Denn Hornbach bringt mehr als 100 Arbeitsplätze in die Region - die Hälfte soll an Langzeitarbeitslose vergeben werden - und zieht darüberhinaus andere Gewerbe an. Gemeinde und Einwohner würden nicht zuletzt von den Einnahmen aus der Gewerbesteuer profitieren.