THOMAS VIEWEG
KLEINMACHNOW Da sage noch einer, Musik kann nicht verbinden! Dorthin, wo
sonst die Jugend von Kleinmachnow zu Hip-Hop-Musik ausgelassen feiert, kamen
am Sonnabend viele ältere Semester. Wo sonst oft Gitarrenriffs von Rockbands
aus den Boxen dringen, fand sich zum Beispiel der Landtagsabgeordnete Jens Klocksin
ein. Doch der Grund für dieses Treffen der Generationen im Affenclub war
nicht die Musik allein, sondern das 40-jährige Jubiläum des traditionsreichen
Musikclubs.
Viele Clubmitglieder von einst waren zu der Feier gekommen, die wohl
insbesondere die Tatsache eint, einen Teil ihrer Jugend im Affenclub
verbracht zu haben. So war etwa Monika Rauer gekommen, die sich noch an das
erste Domizil des Affenclubs in der Philipp-Müller-Allee erinnern kann, wo 1964
alles begann. Der Club hieß damals freilich nicht Affenclub, sondern
"Jugendklub Philipp Müller" - wie die Straße, der heutige
Zehlendorfer Damm.
In den frühen 70er Jahren begann sich um den Club herum ein Verein zu bilden.
Die Mitglieder organisierten Skatturniere, Tischtennis und Discos für die
Jüngeren. "Und nach den Discos ging es für uns immer noch weiter",
berichtet das ehemalige Mitglied Klaus Behrendt, "denn die Discos
mussten ja immer schon um 24 Uhr aus sein". Ende der 70er Jahre zog der
Affenclub dann in sein zweites Domizil um, jenes in der Förster-Funke-Allee,
das für viele Kleinmachnower bis heute "der eigentliche Affenclub"
war. Klaus Behrendt, Monika Rauer und viele andere halfen tatkräftig an der
Errichtung dieses Hauses 1979 mit.
Woher kommt der Name "Affenclub"?
Aber keiner der Mitstreiter von einst weiß so recht zu sagen, wie sich der
Name "Affenclub" einnistete. "Weil wir damals so affig
waren", scherzt Marwin Rauer, und seine Frau Monika glaubt, dass es an
einem an der Tür befestigten Affen lag. Wie dem auch sei, alle können sich
erinnern, dass viele Discos und Konzerte im Affenclub für sie bis heute
unvergesslich geblieben sind.
Nach der Wende folgte dann ein trauriges Kapitel in der Historie. Das Haus
in der Förster-Funke-Allee brannte ab. Das Gerücht vom "warmen
Abriss" machte die Runde, bis heute ist die Brandursache ungeklärt.
Heimatlos geworden, fand der Club 1994 Unterschlupf im einstigen
Offizierskasino der Grenztruppen. Dass dies nur eine Übergangslösung sein
sollte, darin waren sich alle einig, erinnert sich André Kruschke, der 1996
und 1997 Chef des Vereins war. Daher gab man dem neuen Domizil den Namen
"Notnagel", um den Übergangscharakter zu dokumentieren.
Ein neues, das mittlerweile vierte Quartier fand der Affenclub dann 1998 im
Keller der Jugendfreizeiteinrichtung in der Förster-Funke-Allee, wo der
Club seither beheimatet ist. Gewechselt haben seitdem oftmals die
Generationen an Clubmitgliedern und auch die formalen Vereine hinter dem
Affenclub. Seit dem 9. Oktober 2001 betreibt der Musikclub e.V. den
Affenclub. "Heute haben wir 21 Mitglieder im Alter von 18 bis 43
Jahren", sagt Thomas Schulze, der aktuelle Vereinsvorsitzende. Er
betont, dass der von mittwochs bis sonntags geöffnete Club einem möglichst
breiten Publikum ein Angebot machen möchte: Von Hip-Hop über Rock und
Pop-Musik bis hin zu Auftritten von Liedermachern könne man alles auf der
Bühne erleben, vor allem junge Bands aus der Region will man zu Auftritten
verhelfen. Im Schnitt kämen 50 bis 60 Besucher zu den Konzerten. Daneben
versuche man derzeit erfolgreich, sich auch verstärkt der Jugendarbeit zu
widmen. Junge Bands können unter der Woche in den Räumen proben, und ein
Billardturnier hat sich etabliert.
Neuer Mietvertrag zum Jahresanfang
Um so geschockter sei man gewesen, als am 5. März dieses Jahres die
Kündigung von der Gemeinde einging. Der Affenclub schon wieder heimatlos?
Das Gerücht, Jugendliche bekommen hier Alkohol, ging um. Mittlerweile seien
alle Gerüchte ausgeräumt. Alkohol gibt es seitdem erst ab 21 Uhr und
überhaupt erst ab 18 Jahren, damit sei man strenger als das
Jugendschutzgesetz, sagt Claudia Rienäcker vom Verein, denn draußen könnten
auch 16-Jährige Bier kaufen.
Zum Jahresanfang soll es nun einen neuen Mietvertrag mit der Gemeinde
geben. "Es ist toll, dass sich der Club durch ehrenamtliche Arbeit so
lange hält", so Frank Brose, mit 43 Jahren Senior im Verein. Als Egon
sorgte er mit Gunner Engel als "Egon und Brille" am Sonnabend für
das, worum es im Affenclub eigentlich geht: für die Musik. Ihre Coversongs
ließen unabhängig vom Alter gute Stimmung aufkommen. Musik kann eben doch
verbinden.
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