JÜRGEN STICH
KLEINMACHNOW Die Zukunft von Sportforum und Freibad Kiebitzberge in
Kleinmachnow sorgen seit einigen Tagen für Gesprächsstoff in der Gemeinde.
Hintergrund der Debatte ist ein internes Treffen am 4. November, an dem
Bürgermeister Wolfgang Blasig, die Fraktionsvorsitzenden der
Gemeindevertretung und der Hamburger Unternehmer Harald Claussen teilnahmen.
Gegen die Absprache gelangten Details wenig später an die Öffentlichkeit.
Blasig: Vorschlag "nicht verkehrt"
Der MAZ bestätigte Bürgermeister Blasig gestern, dass Claussen eine
"Ideenskizze" für den gemeinsamen Betrieb von Sportforum und
Schwimmbad vorgestellt habe. "Das Interesse des Investors, beide Anlagen
zu übernehmen ist da." Blasig hält es für "nicht verkehrt"
darüber nachzudenken, die benachbarten Sportstätten gemeinsam zu entwickeln.
Die beteiligten Gemeindevertreter hätten dem Investor aber "deutlich
signalisiert", dass sie "mehr darüber wissen wollen, wie das
Freibad in das Konzept integriert werden soll". Ein Folgetreffen in vier
Wochen werde mehr Klarheit bringen, hofft Blasig.
Harald Claussen hat als Inhaber und Geschäftsführer der Hamburger
Unternehmensgruppe "Sportlife" Erfahrung im Management großer
Fitnessanlagen. Unter anderem betreibt er in Hamburg das "Aqua-Fit Wellness
Resort", eine Sauna- und Badeanlage mit integriertem Restaurant. Sein
vordringliches Interesse gilt dem Sportforum, das vor einem Jahr Insolvenz
angemeldet hatte und dringend einen neuen Eigentümer sucht. Die Gemeinde ist
mit 50 Prozent am Sportforum beteiligt und besitzt das Grundstück, auf dem
das Gebäude steht.
Das Freibad wird von der kommunalen
Wohnungsgesellschaft betrieben und jährlich mit mehreren hunderttausend Euro
aus dem Gemeindesäckel bezuschusst. Eine Sanierung steht an und könnte den
kommunalen Haushalt in den kommenden Jahren mit mehr als zwei Millionen Euro
zusätzlich belasten.
Der im März dieses Jahres gegründete "Förderverein
Freibad Kiebitzberge" will allerdings in wenigen Tagen ein eigenes
Sanierungskonzept für das Schwimmbad vorlegen und damit ausdrücklich
"Alternativen zum Verkauf an einen Investor" aufzeigen.
Vereinsvorsitzender Klaus Wandrei beklagte gestern, dass er zu dem Treffen
mit dem Hamburger Unternehmer nicht zugelassen worden sei.
Förderverein
ist skeptisch
Das "Koppelgeschäft" - Sportforum plus
Freibad -, das Claussen der Gemeinde vorgeschlagen hat, sieht Wandrei
skeptisch. "Der kommunale Einfluss beim Schwimmbad muss unbedingt
erhalten bleiben." Dies vor allem wegen sozial verträglicher
Eintrittsgelder, für die sich der Förderverein stark macht. Gegen eine
Betreibergesellschaft, die das Freibad "professionell führt", hat Wandrei
aber grundsätzlich nichts einzuwenden.
Während die meisten Fraktionen noch im stillen
Kämmerlein die neuen Überlegungen zu den Sportstätten beraten, hat sich
UBK/WIR bereits festgelegt. Man trete "für eine Weiterführung des
Freibads als kommunale Einrichtung ein", heißt es in einer Erklärung der
Fraktion, der vier Abgeordnete in der Gemeindevertretung angehören. Wie der
Förderverein ist auch UBK/WIR der Meinung, dass das Bad "über mehrere
Jahre verteilt" saniert werden kann. "Das ist von der Gemeinde
leistbar." Diese Einschätzung wurde laut WIR-Sprecherin Monika
Neugebauer durch Kostenvoranschläge zur Sanierung untermauert, die auf der
jüngsten Fraktionssitzung besprochen worden seien. Nur um das insolvente
Sportforum zu retten, dürfe die Gemeinde ihr Tafelsilber nicht verschleudern,
so Neugebauer. Im übrigen passe Claussens Projekt nicht zu Kleinmachnow.
"Wir brauchen hier kein überregionales Spaßbad."
Bürgermeister Blasig warnt vor einer
"ideologischen Debatte". Es sei leichtfertig, eine Idee öffentlich
zu verwerfen, bevor nicht alle Informationen auf dem Tisch liegen würden und
der Meinungsprozess abgeschlossen sei. Allerdings müsse man dann schnell
entscheiden, denn auch Kleinmachnow könne es sich längst nicht mehr leisten,
derartige Offerten zu verschlafen.
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