Märkische Allgemeine Zeitung 12.11.2004
Sportforum und Bad im Paket
Ideenskizze eines Hamburger Investors rüttelt Kleinmachnower auf

 

JÜRGEN STICH

KLEINMACHNOW Die Zukunft von Sportforum und Freibad Kiebitzberge in Kleinmachnow sorgen seit einigen Tagen für Gesprächsstoff in der Gemeinde. Hintergrund der Debatte ist ein internes Treffen am 4. November, an dem Bürgermeister Wolfgang Blasig, die Fraktionsvorsitzenden der Gemeindevertretung und der Hamburger Unternehmer Harald Claussen teilnahmen. Gegen die Absprache gelangten Details wenig später an die Öffentlichkeit.

Blasig: Vorschlag "nicht verkehrt"

Der MAZ bestätigte Bürgermeister Blasig gestern, dass Claussen eine "Ideenskizze" für den gemeinsamen Betrieb von Sportforum und Schwimmbad vorgestellt habe. "Das Interesse des Investors, beide Anlagen zu übernehmen ist da." Blasig hält es für "nicht verkehrt" darüber nachzudenken, die benachbarten Sportstätten gemeinsam zu entwickeln.

Die beteiligten Gemeindevertreter hätten dem Investor aber "deutlich signalisiert", dass sie "mehr darüber wissen wollen, wie das Freibad in das Konzept integriert werden soll". Ein Folgetreffen in vier Wochen werde mehr Klarheit bringen, hofft Blasig.

Harald Claussen hat als Inhaber und Geschäftsführer der Hamburger Unternehmensgruppe "Sportlife" Erfahrung im Management großer Fitnessanlagen. Unter anderem betreibt er in Hamburg das "Aqua-Fit Wellness Resort", eine Sauna- und Badeanlage mit integriertem Restaurant. Sein vordringliches Interesse gilt dem Sportforum, das vor einem Jahr Insolvenz angemeldet hatte und dringend einen neuen Eigentümer sucht. Die Gemeinde ist mit 50 Prozent am Sportforum beteiligt und besitzt das Grundstück, auf dem das Gebäude steht.

 

Das Freibad wird von der kommunalen Wohnungsgesellschaft betrieben und jährlich mit mehreren hunderttausend Euro aus dem Gemeindesäckel bezuschusst. Eine Sanierung steht an und könnte den kommunalen Haushalt in den kommenden Jahren mit mehr als zwei Millionen Euro zusätzlich belasten.

Der im März dieses Jahres gegründete "Förderverein Freibad Kiebitzberge" will allerdings in wenigen Tagen ein eigenes Sanierungskonzept für das Schwimmbad vorlegen und damit ausdrücklich "Alternativen zum Verkauf an einen Investor" aufzeigen. Vereinsvorsitzender Klaus Wandrei beklagte gestern, dass er zu dem Treffen mit dem Hamburger Unternehmer nicht zugelassen worden sei.

Förderverein ist skeptisch

Das "Koppelgeschäft" - Sportforum plus Freibad -, das Claussen der Gemeinde vorgeschlagen hat, sieht Wandrei skeptisch. "Der kommunale Einfluss beim Schwimmbad muss unbedingt erhalten bleiben." Dies vor allem wegen sozial verträglicher Eintrittsgelder, für die sich der Förderverein stark macht. Gegen eine Betreibergesellschaft, die das Freibad "professionell führt", hat Wandrei aber grundsätzlich nichts einzuwenden.

Während die meisten Fraktionen noch im stillen Kämmerlein die neuen Überlegungen zu den Sportstätten beraten, hat sich UBK/WIR bereits festgelegt. Man trete "für eine Weiterführung des Freibads als kommunale Einrichtung ein", heißt es in einer Erklärung der Fraktion, der vier Abgeordnete in der Gemeindevertretung angehören. Wie der Förderverein ist auch UBK/WIR der Meinung, dass das Bad "über mehrere Jahre verteilt" saniert werden kann. "Das ist von der Gemeinde leistbar." Diese Einschätzung wurde laut WIR-Sprecherin Monika Neugebauer durch Kostenvoranschläge zur Sanierung untermauert, die auf der jüngsten Fraktionssitzung besprochen worden seien. Nur um das insolvente Sportforum zu retten, dürfe die Gemeinde ihr Tafelsilber nicht verschleudern, so Neugebauer. Im übrigen passe Claussens Projekt nicht zu Kleinmachnow. "Wir brauchen hier kein überregionales Spaßbad."

Bürgermeister Blasig warnt vor einer "ideologischen Debatte". Es sei leichtfertig, eine Idee öffentlich zu verwerfen, bevor nicht alle Informationen auf dem Tisch liegen würden und der Meinungsprozess abgeschlossen sei. Allerdings müsse man dann schnell entscheiden, denn auch Kleinmachnow könne es sich längst nicht mehr leisten, derartige Offerten zu verschlafen.