Brutzeln
für einen guten Zweck
Tag des offenen Denkmals an der sanierungsbedürftigen Dorfkirche
KONSTANZE WILD Am Familientag gehörte die Kirche ganz
den Kindern. Drinnen und draußen ging's auf Erkundungstour. Mit Fragebogen
ausgerüstet begutachteten Drei- bis Dreizehnjährige vorbei an Gräbern und
Efeuranken das Mauerwerk, suchten ein Sühnekreuz, und begaben sich auf die
Spuren der ursprünglichen Besitzer Kleinmachnows, um das Wappen der Familie von
Hake malen zu können. Rätselhafte Inschriften wurden gedeutet, und mit ein
wenig Kopfrechnen kamen die Größeren darauf, dass die Kirche 407 Jahre alt sein
muss. Martin Bindemann, der die Führungen unterhaltsam mitgestaltete, konnte
auch endlich einmal zeigen, warum die Kanzel eigentlich einen
"Deckel" hat. Während Katharina Seibt mit einer Schar
unternehmungslustiger Kinder die Orgel inspizierte, dabei sämtliche Register zog,
konnte der junge Diakon dank seines "Schall-Deckels" sich bei den
übrigen Kindern noch durchaus verständlich machen.
KLEINMACHNOW
Würzige Duftschwaden streifen die Vorüberziehenden, die sich zum Tag des
offenen Denkmals an der Dorfkirche eingefunden haben. Ein Wildschwein gart
dort seit dem Morgen, ganz archaisch über offenem Feuer. Die umstehenden
Männer mit ihren weißen Kochmützen sind zufrieden. Eigentlich treffen sie
sich einmal im Monat seit Anfang des Jahres am Herd der
Auferstehungskirche. "Ein Fünf-Gänge-Menü komme da schon auf den
Tisch", schwärmt Bodo Bohn und lobt das soziale Miteinander beim
Kochen und gepflegten Speisen im Männerkochkurs der evangelischen
Kirchengemeinde.
Die Hobby-Köche brutzeln an diesem Wochenende für den guten Zweck: Ihre
Einnahmen fließen in die dringende Sanierung des Turmes der alten
Dorfkirche. Dort wackelt und bröckelt es im maroden Fachwerk. Und die
Holzkonstruktion der Turmlaterne muss ausgebessert werden. Den Großteil der
Kosten, die sich auf drei Bauabschnitte verteilen, etwa 210 000 bis 230 000
Euro, muss die Gemeinde aufbringen, erläutert Jürgen Flechtner,
Vorsitzender des Fördervereins Kirchenbauten Kleinmachnow (MAZ berichtete).
Man rechne aber auch mit Zuwendungen aus dem Kirchenkreis Teltow-Zehlendorf
und dem Landesdenkmalamt. So ist der bundesweite Tag des offenen Denkmals
willkommener Anlass gewesen für die erste große Spendenaktion des am Anfang
des Jahres gegründeten Vereins.
Zum Auftakt des dreitägigen Programms am Zehlendorfer Damm gab es am
Freitag ein Benefizkonzert. Der Cellist Dietmar Schwalke, Mitglied im
Philharmonischen Orchester Berlin, musizierte mit seiner Tochter Elisabeth Schwalke
(Violine) und Helmut Kühn (Orgel) zugunsten der evangelischen Gotteshäuser.
Ein musikalischer Hochgenuss, der vor der Kirche unter hohen Bäumen bei
Wein, Käse und Gesprächen seinen atmosphärischen Abschluss fand.
Zeitweise 40 Kinder beteiligten sich an den Führungen,
während die Eltern sich an Wildschweinbraten und Selbstgebackenem stärkten. Ungewöhnlich
das große Interesse an heiliger Stätte und doch typisch für Kleinmachnow. So
ist die aktive Kirchengemeinde durch den Zuzug junger Familien stetig
gewachsen. Nicht nur die neu gegründete evangelische Grundschule und der
Kindergarten stoßen auf breites Interesse in der Öffentlichkeit, sondern auch
die erfolgreiche kirchenmusikalische Arbeit, das soziale Miteinander bei vielen
Gelegenheiten und die zahlreichen großen und kleinen Aktivitäten,
beispielsweise die "Rumänienhilfe". Und um dies alles weiter zu
ermöglichen und die Gotteshäuser zu erhalten, habe sich der Förderverein
Kirchenbauten gegründet.
So sei neben der Turmsanierung die dringende Erweiterung
der Auferstehungskirche auf rund 500 Plätze vorrangiges Ziel der Vereinsarbeit,
erklären Jürgen Flechtner und Wolfgang Meier-Kühn. Gemeinsam mit einem
Architektur-Professor sind sie dabei, ein Projekt mit Potsdamer Studenten zum
Thema Kirchenbau, -erweiterung auf den Weg zu bringen. Diese Aktivitäten möchte
man im Oktober der Öffentlichkeit vorstellen.