Märkische Allgemeine Zeitung 11.09.2004
Kehrtwende beim Schleusenbau
Minister rückt von 190-Meter-Kammer in Kleinmachnow ab / Stolpe prüft
Szymanski protestierte dagegen: Für
die veranschlagte Bauzeit von vier Jahren befürchtete er einen erheblichen
Schaden für die Binnenschifffahrt und die Hafenwirtschaft der Region. In seinem
gestriger Kompromissvorschlag schreibt er: "Mir war es wichtig, dass der
Teltowkanal auch bei Bauarbeiten benutzbar bleibt." Außerdem halte er es
für "ausreichend, dass der Kanal in diesem Bereich mit bis zu 110 Meter
langen Schiffen befahren werden kann".
"Diese Einsicht hätte ich mir von der
Landesregierung bereits viel früher gewünscht", sagte die grüne
Landtagskandidatin Cornelia Behm in einer ersten Reaktion gestern zur MAZ. Sie
warnte die Gegner des Ausbaus vor zu großer Euphorie. "Die SPD hat schon
viele Prüfaufträge an Berlin weitergegeben, die dann im Sand verlaufen
sind." Trotzdem zeige sich an diesem Beispiel, dass sich hartnäckiges
Bürgerengagement lohne.
Innenminister Jörg Schönbohm, Direktkandidat im Wahlkreis
20 und seit Jahren erklärter Gegner des Schleusenausbaus, sprach angesichts des
nahen Wahltermins von einem "durchsichtigen und abgekartertem Spiel"
der Landes-SPD. Er freue sich über die Kehrtwende Szymanskis, aber man hätte
dieses Ergebnis bereits vor sechs Monaten haben können. "Die Wähler werden
das nicht honorieren." Auch für Landtagskandidat Hans-Peter Goetz kommt
die Einsicht der SPD "zehn Jahre zu spät".
Wenn der Kompromiss kein "kurzzeitiger
Wahlkampfschlager" sei, so PDS-Kandidat Klaus-Jürgen Warnick, könne er
damit leben. "Alle Maßnahmen, die den unsinnigen Schleusenausbau
verhindern, begrüße ich."
Und SPD-Direktkandidat Jens Klocksin resümierte:
"Brandenburg bewegt sich in dieser Frage endlich in die richtige
Richtung."
Trotz der neuen Entwicklung wird heute um 10 Uhr auf dem
Kleinmachnower Rathausmarkt die geplante Demonstration gegen den
Schleusenausbau stattfinden.