Märkische Allgemeine Zeitung 17.06.2004

Gedränge in der alten Halle

Schulkonferenz fordert Neubau / Sportunterricht sei "unzumutbar"

 

JÜRGEN STICH KLEINMACHNOW
Die Schulkonferenz der Kleinmachnower Eigenherdschule drängt auf eine schnelle Einigung zum Neubau der Turnhalle. Inmitten lärmender Kinder, die sich zu einer normalen Sportstunde in der alten Halle gestern Vormittag eingefunden hatten, wies die Vorsitzende der Schulkonferenz, Maria Rolfes, Gemeindevertreter auf die "unzumutbaren" Verhältnisse hin und stellte die Frage: "Wissen Sie, was es für Kinder und Lehrer bedeutet, wenn sich drei Klassen gleichzeitig in den Umkleidekabinen und dann in der Turnhalle aufhalten?" Aggression bei den Kleinen, Frust und Krankheit bei den Lehrern seien die Folge, beantwortete Rolfes ihre Frage gleich selbst und erntete Zustimmung bei den Abgeordneten, die sich von dieser Alltags-Demonstration tief beeindruckt zeigten.

Rolfes hatte zum Instrument eines "Vor-Ort-Termins" gegriffen, um von seiten der Schulkonferenz wieder Bewegung in die politisch festgefahrene Debatte um die Turnhalle zu bringen. Allerdings waren nur Vertreter der Grünen und der PDS erschienen, obwohl alle Gemeindevertreter eingeladen wurden. Die SPD war durch Schulleiter Bernd Bültermann repräsentiert.

 

"Es muss alles getan werden, damit der Neubau realisiert wird", beschwor Rolfes die Abgeordneten. Derzeit müsse die alte Halle drei Mal in der Woche aus Platzmangel von drei Klassen gleichzeitig genutzt werden. Ab dem kommenden Schuljahr werde die Dreifachbelegung, die "keinen individuellen Sportunterricht möglich macht", sogar noch viel häufiger notwendig sein.

Es grenzt an ein Wunder, dass die Eigenherdschule unter diesen Bedingungen im Jahr 2001 "sportlichste Schule des Landes Brandenburg" wurde. "Sportmediziner würden es 'katastrophal' nennen, was hier mit den Kindern passiert", so Rolfes und Schulleiter Bültermann ergänzte: "Wir bewegen uns beim Sportunterricht in einer rechtlichen Grauzone. Wie soll ich Unfälle rechtfertigen, die auf die Überbelegung der Halle zurückzuführen sind?"

Grundsätzlich sind sich alle Fraktionen der Gemeindevertretung darin einig, dass die Eigenherdschule eine neue Turnhalle benötigt. Vor Jahren wurde bereits der Bebauungsplan angeschoben. Doch als die Anwohner Anfang des Jahres von der Dimension des Gebäudes erfuhren, keimte Widerstand auf. Ein solcher Bau, der eine Nutzung als "Mehrzweckhalle" impliziere, sei in einem reinen Wohngebiet und zudem im Schutzgebiet "Bannwald" nicht hinnehmbar.

Inzwischen haben sich Parteien und Fraktionen nach quälenden Diskussionen offenbar auf "Leitlinien" geeinigt - abgesegnet werden diese in der kommenden Woche im Gemeindeparlament. Danach soll die Firsthöhe des Gebäudes an die Traufhöhe der Schule angepasst werden, damit kein "Riesenklotz" die Gegend verschandelt. Als Obergrenze sind 2,2 Millionen Euro für die Halle veranschlagt.

Die ursprünglich geplante Tribüne soll nicht eingebaut werden. Stattdessen hat man sich auf eine "Galerie" geeinigt. Dort können Zuschauer untergebracht werden. Gleichzeitig wurde in den Leitlinien aber die "Bruttogeschossfläche" auf 1500 Quadratmeter festgelegt. "Das müssen wir ändern", moniert Bernd Bültermann, "weil dann selbst für eine Galerie kein Platz bleibt.

Auf Druck der Grünen soll in der Halle "eine verträgliche Nutzung für Freizeit- und Vereinssport ermöglicht werden". Unklar ist aber immer noch, wo Stellplätze für Autos und Fahrräder entstehen. Eine Parkgarage unter der Halle favorisiert die PDS, "weil wir keine Schule wollen, die von Blech umgeben ist". Andere Fraktionen lehnen das Parkdeck ab.

Die Grünen machen ihre Haltung zu diesem sensiblen Punkt von einem "Gesamtkonzept" abhängig, dass den Bannwald möglichst frei hält von parkenden Autos.