Braucht Kleinmachnow die Stammbahn?
Die alte Bahnstrecke von Potsdam nach Berlin soll nach dem Willen vieler Politiker wiedereröffnet
werden. Sie versprechen sich davon eine verbesserte Verkehrsanbindung Kleinmachnows an das Schienennetz.
Andererseits hätte diese Wiedereröffnung gravierende Folgen für Kleinmachnow.
Der von vielen Kleinmachnowern als Erholungsgebiet benützte Grünstreifen entlang
der alten Bahnstrecke würde zerstört werden. Ein klassischer Zielkonflikt!
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Stammbahntrasse im Sommer 2004: hier soll das Gleis durch! |
Stammbahntrasse der Zukunft?
(so sieht die neue Regionalbahn bei Lichterfelde-Süd heute aus) |
Um Pro und Kontra besser kennenzulernen, luden wir am 5. Mai 2005
Gegner und
Befürworter der Stammbahn zu einem Gespräch.
Anwesend waren auch Mitglieder der AG Verkehrskonzepte aus Stahnsdorf.
Anschliessend erarbeiteten wir eine Position:
lehnen die Wiedereröffnung der Stammbahn als S-Bahn oder als Regionalbahn entlang der alten
Trasse ab. Der Eingriff in die Natur wäre zu gravierend während die erwarteten Vorteile für
Kleinmachnow zu klein sind. Stattdessen fordern wir die Prüfung von Alternativen wie etwa
den Ringschluss der S-Bahn von Teltow über Stahnsdorf nach Wannsee oder ein System einer
Strassenbahnlinie auf einer ähnlichen Trasse.
Begründung:
- Die Stammbahn hätte für Kleinmachnow nur einen Haltepunkt in Dreilinden und an der Stadtgrenze
zu Berlin am jetzigen Markt. Die Bahnstrecke würde Kleinmachnow also nur streifen. Der größte Teil
der Kleinmachnower (ca. 90%) wäre auf einen Bus als Zubringer zur Bahn angewiesen.
Sitzt ein Fahrgast jedoch bereits im Bus, fällt das kurze Stück zum S-Bahnhof
Mexikoplatz zeitlich nicht mehr ins Gewicht. Entscheidend für die Güte der Anbindung ist
die Busverbindung. Folgerichtig sollte diese optimiert werden, nicht die Bahnverbindung.
- Die Kosten für die neue Bahnstrecke mit über 200 Millionen Euro sind enorm.
Ein Teil ist schon verbaut worden, der größte Teil der Investitionen (ca. 175 Millionen Euro)
steht jedoch noch an. Selbst wenn Kleinmachnow dafür nichts bezahlen muss,
ist es doch unser Steuergeld, das sinnvoller eingesetzt werden sollte.
- Wir bezweifeln, dass die neue Bahnstrecke eine Entlastung von Kleinmachnow vom Autoverkehr
brächte. Dass viele Bürger wegen der Stammbahn auf die Bahn umsteigen würden, halten wir für
zu optimistisch. Erfahrungen aus anderen Städten zeigen, dass neue Verkehrsverbindungen
(ob Strassen oder Bahn) zu stärkerem Zuzug und zu noch mehr Verkehr führen.
- Die neue/alte Bahntrasse könnte ohne Planfeststellungsverfahren durchgeführt werden.
Das bedeutet das Fehlen von Schallschutz und von Übergängen entlang der Bahnstrecke ausserhalb der
schon existierenden Stellen. Kleinmachow würde durch die Bahn im Norden von Berlin regelrecht
abgeschnitten werden.
- Der Europark Dreilinden befindet sich bereits in der Nähe des S-Bahnhofs Wannsee. Seine
Anbindung an diesen Bahnhof mittels Bussen wäre überhaupt kein Problem und viel billiger
als jede neue Bahnstrecke.
fordern eine rationale Entscheidungsfindung. Wirtschaftlich
macht die Bahnstrecke keinen Sinn, verkehrstechnisch auch nicht. Es scheint in der Politik so zu
sein, dass sinnlose Pläne auch dann noch verfolgt werden, wenn ihre Sinnlosigkeit schon erkannt ist.
Die Diskussion um den Ausbau der Kleinmachnower Schleuse hat dies gezeigt.
Keiner von uns ist Anwohner der Stammbahntrasse. Natürlich verstehen wir die Sorgen der
Anwohner, wollen aber betonen, dass die Erhaltung der Natur an dieser Stelle
für alle Kleinmachnower wichtig ist.
J. Banhart, 14.08.2005